Hi, hier eine weitere Rivulus-Art aus meiner Anlage. Auch dieser Fisch wurde von Michael Schmidt gefangen. Aus den mitgebrachten noch kleinen Wildfangfischen sind drei junge Paare geworden. Es dürfte einer der seltensten gehaltenen Cynodonichthys sein. Ich glaube in Europa sind das sie einzigen Tiere zur Zeit. Anlässlich der Killifischausstellung in Prag übergab Michael mir eines der drei Paare mit der Bitte sie ebenfalls zu fotografieren und wenn möglich nachzuziehen.
Cynodonichthys uroflammeus BUSSING, 1980 stammt aus dem Hochland des südlichen Costa Rica und dem angrenzenden Panama. Während seine Schwesterart Cynodonichthys siegfriedi BUSSING, 1980 aus dem Tiefland stammt. Die Art siegfriedi wurde von Bussing als Unterart zu uroflammeus beschrieben, aber es gibt hierzu kontroverse Meinungen. Nach Huber sind es nur Unterarten, während Franz Vermeulen sie als zwei nahestehende, getrennte Arten ansieht, was sich auch in der Wahl des Lebensraumes wieder spiegelt, wir folgen hier Vermeulen.
Die etwa 5 cm groß werdenden Fische sind zu Anfang extrem scheu und verbergen sich gerne unter Laub. Erst als sie größer waren sieht man sie öfters oberhalb der Deckung, aber bei Störungen sind sie sofort wieder verschwunden. Ich Pflege sie in einem flachen 50 cm Becken, mit viel Laub und einem Wollmop, sowie etwas Najas als Einrichtung. Vielleicht sind sie in größerer Anzahl nicht so scheu, aber zum vergesellschaften mit kleinen Lebendgebährenden oder Salmlern sind die absolut nicht geeignet, da sie im Gegensatz zu anderen Vertretern der Gattung Cynodonichthys scheu an das angebotene Futter gehen und dadurch wohl zu kurz kommen würden.
Fundorte Panama:
- PBS 02/7, 7 km E. Caldera (collecting by Boylan und Schonewille, 2002) - PBS 02/? , 5 km S. Rio Sereno to Paso Canoa (collecting by Bylan und Schonewille,2002) - Trib. Rio Chiriqui Viejo (collecting by Fromm, 1981)
Fundorte Costa Rica:
- Trib. Cano Seco, 11 km N Villa Neily (collecting by Bussing at al., 1974) - R. Sabalito, 5 km E. San Vito landing (collecting by Bussing at al., 1974) - San Vito Airport, trib. Rio Coto Brus (collecting by Bussing at al., 1974) - Quebrada Gar rote, trib. Coto Brus (collecting by Bussing at al., 1974) - Rio Sonador, near Volcan (collecting by Bussing at al., 1974) - 3 km S. Aguas Buenos (collecting by Bussing at al., 1974) - Surroudings San Vito, St. 25 (collecting by Fromm, 1979) - CR 2015-02, Jabillo (collecting by Michael Schmidt, 2015)
Der Fundort von Michael liegt an der Straße 237 von San Vito Richtung San Isidro de General. 7 km vor Jabillo auf der rechten Seite, ein Feldweg in einer Kurve. Nach rund 100 m folgt eine Brücke ohne Geländer über einen Bach, der auf der rechten Seite in einen weiteren Bach mündet. Das Gewässer ist stark zugewachsen, teilweise sehr flach und stark abfallend. Bei Regen steigt der Wasserstand sehr stark und hat eine starke Strömung.
Ich zitiere hier mal die Biotop Beschreibung: "Am spektakulärsten ist der Fundort von uroflammeus, hoch in den Bergen gelegen. Das Biotop ist ein stark abfallender Bachlauf, der eher eine Bergfalte ist, stark bewachsen und kaum einsehbar und zugänglich. Der Bach stürzt in Kaskaden in die Tiefe den Berg herunter und ist eher ein Rinnsal, das von mehreren Hängen kommt. Sobald es regnet ( und das geschieht recht häufig) wird das ganze zu einem reißenden Bach. 2015 war ich bis zur Hüfte bei starken Regen in dem Bach gestanden und konnte mich kaum halten, nur da ich mich an der Vegetation festhielt konnte ich vermeiden in die Tiefe gerissen zu werden.
Die Fische flüchten, sobald das Wasser steigt in Löcher, die Krebse gegraben haben und warten bis der Regen, bzw. die Strömung nachlässt. Es war extrem schwer die Fische aus der Ufervegetation zu schaben.
Im Hochland kann es Nachts und bei längeren Regenfällen kalt werden. Ich hatte mal 15°C am Morgen. Im Laufe des Tages steigt die Temperatur dann durchaus wieder auf 26°C . Ich denke die Fische brauchen sowohl Temperaturschwankungen, als auch richtig heftige Wasserwechsel mit viel frischen, kalten Wasser. Der nächste Fundort von siegfriedi liegt nur 40 km Luftlinie entfernt von diesem Biotop, aber es liegen rund 2000 Höhenmeter dazwischen."
Anhand dieser genauen Beschreibung des Biotopes von Michael, kann man sich vorstellen wie die Fische leben. Unter normallen Bedingungen haben Michael und ich bis jetzt noch kein Ei gefunden. Erste Experimente, zuerst noch zaghaft, mit kalten Wasserwechseln brachte bei uns beiden aber auch bis jetzt keine Eier. Da es nur drei Paare gibt, ist es natürlich absolut unbefriedigent keine Jungfische zu erzielen, aber wir werden es weiter probieren. Sollte die nächsten 3 Monate weiter nichts bringen, werde ich als nächsten ein Aquarium kalt stellen und an diesen einen mechanischen Innenfilter einsetzen, der über Zeitschaltuhr eine starke Strömung freisetzt. Mal schauen was als erstes zum Erfolg führt.
An Michael noch mal vielen Dank für die Fische, Daten und Bilder.
Hallo Steffen, wieder mal ein sehr gelungener informativer Artikel. Ich lese Deine Rivulus "Serie" mit Begeisterung. Werde ich mal zum Anlass nehmen, auch einen kleinen Bericht zu schreiben, über die von mir gepflegten Rivulus tenuis.
Hallo zusammen, erstmal herzlichen Glückwunsch zur gelungenen HP. Des Weiteren möchte ich mich gleich am Anfang bei Steffen in aller Form für die Berichte über die von mir in Costa Rica gefangen Fische bedanken. Die Fotos von den Fischen, die Steffen macht sind hervorragend und ich bin wirklich froh dass er sich die Zeit nimmt die Fische für die Nachwelt fotografisch festzuhalten. Kurz zu mir. Ich wohne südlich von Nürnberg, beschäftige mich seit über 30 Jahren mehr oder wenig intensiv mit Killifischen, reise seit rund 25 Jahren regelmäßig immer wieder länger durch Ost- und Südostasien und durch Mittel- und Südamerika. In Mittelamerika sind es Panama, Nicaragua und vor allen Costa Rica, die es mir angetan haben. Zwischen 2011 und 2015 war ich insgesamt 3-mal mit einem gemieteten Geländewagen in Costa Rica unterwegs und konnte u. a. alle bekannten Rivulus-Arten fangen und nach Hause mitbringen. Den von Steffen in diesem Bericht hervorragend beschriebenen Fundort von Rivulus uroflammeus hatte ich schon anlässlich meiner zweiten Reise nach Costa Rica im Jahr 2002 in der Nähe des Örtchens Jabillo in südlichen Hochland entdeckt und zwar durch Zufall. Ich war mit einem gemieteten Wagen unterwegs und musste mal dringend. An der Stelle zweigte ein kleiner Feldweg ins Gelände ab und ich war erstmal ungestört. Nachdem die Qualen vorbei waren entdeckte ich einen versteckten Bachlauf rund 1,5 m tief neben dem Weg. Der Fundort hat sich in den 13 Jahren überhaupt nicht verändert. Nach wie vor ist die Gegend wenig erschlossen. Es gibt eine von Norden nach Süden verlaufende Asphaltstraße. Alle anderen Wege sind nicht befestigt. 2002 war das Wetter niederschlagsfrei. Ich konnte den sehr tiefen und komplett zugewachsenen Graben runterklettern und unten mit einem Handkescher die Fische aus kleinen Höhlen kratzen. 2015 hat es ohne Unterbrechung geregnet. Der Graben war bis zum Anschlag voll, überall gab es plötzlich Zuflüsse und es war recht kalt. Die Fische habe ich mit einem großen Kescher aus einer überfluteten, stark fliesenden Senke, die davor eigentlich nur Wiese war herausgeschabt. Es war einer der körperlich anstrengendsten Tage in Costa Rica. Auf Grund des Wetters hatte ich auch nur wenige Fotos gemacht, die Steffen bereits gepostet hat. Fangen konnte ich insgesamt nur junge 3 Paare, die ohne Probleme nach Deutschland gebracht werden konnten. Die Fische färben sich mittlerweile aus und bekommen immer mehr eine schöne starke rote Grundfärbung. Die Tiere sind scheu und bis jetzt leider vermehrungsunwillig. Ein Paar hat jetzt Steffen mit der moralischen Verpflichtung dieses zur Nachzucht zu bringen. Da schaffst du schon, Steffen. Sicherlich hat die außergewöhnliche Fundortsituation (Hochland, 1.500 – 2.000 m über Meeresspiegel, starke Temperaturschwankungen, extrem viel Regen in der Regenzeit) Einfluss auf die Vermehrung. Ich werde jetzt mal Anfangen die Parameter bzgl. der Temperatur, den Wasserwerten und die Wasserwechselintervalle zu ändern. Da es sich um einen wirklich außergewöhnlichen Fisch handelt, wäre es schade wenn er ohne Nachkommen bleiben würde. Die Schwesterart aus dem Tieflands, Rivulus siegfriedi ist bezüglich der Vermehrung besser drauf. Da habe ich bereits die ersten Nachkommen. Sobald der Fisch bei mir gesichert ist, bekommt Steffen auch den Fisch und wird (hoffentlich) wieder schöne Fotos machen. Viele Grüße Michael
PS: zu den zwei anderen Arten, die Steffen beschrieben hat schreibe ich kurzfristig auch noch was – versprochen.
Hallo Steffen, wenn ich mich recht erinnere war das 2002 auch recht schwer die Fische zu vermehren. Sie sind mir dann nach einer Generation ausgegangen. Das lag aber sicherlich auch an den mangelnden Zeitreserven, die die damals hatte. Um so wichtiger sie jetzt nach zu züchten. Grüße Michael