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Cichliden
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Cichliden aus dem Victoriasee
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Geheimnis um Biodiversitätsexplosion im Victoriasee gelüftet
Im See in Ostafrika entstanden unter Buntbarschen innerhalb von 16.000 Jahren 500 neue Arten. Wie es zu dieser enormen Vielfalt kam, hat ein Schweizer Forschungsteam ermittelt. Auf den Link klicken führt zum Artikel.
Der Victoriasee in Ostafrika ist der drittgrößte See der Erde – und flächenmäßig der zweitgrößte Süßwassersee nach dem Lake Superior zwischen den USA und Kanada. Er gehört zu Kenia, Tansania und Uganda, und darin leben nicht nur Flusspferde, sondern auch rund 250 verschiedene Fischarten. Hervorstechend sind dabei die Buntbarsche: Seit der letzten Austrocknung des Sees vor etwa 15.000 Jahren haben sich 500 neue Arten gebildet – das sind erstaunlich viele, die auf nur drei Stammarten basierten. Zwar sind etliche Spezies in der Zwischenzeit wieder ausgestorben, dennoch interessieren sich viele Biologinnen und Biologen für die Umstände, die im Victoriasee zu dieser Buntbarsch-Diversität geführt haben.
Bei der rasanten Evolution dürfte Erbgut-Recycling eine wichtige Rolle gespielt haben, wie eine neue Schweizer Studie in der Fachzeitschrift "Science" verdeutlicht. Beteiligt waren Fachleute des Naturmuseums Basel (NMB), des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag und der Universität Bern. Sie analysierten über 460 Genome von Buntbarschen. Das Ergebnis: Die große Artenvielfalt ist nicht auf die Einwanderung von Arten aus anderen Seen zurückzuführen, sondern auf Neukombinationen im Erbgut der drei Stammarten.
Große und kleine Räuber Ein Schlüsselelement in diesem Prozess war laut der Studie die wiederholte Vermischung und Aufspaltung von Arten. Als Beispiel dafür führte das NMB in einer Aussendung die Entstehung von Zwergprädatoren an. Die kleinen Raubfische entstanden durch die Kreuzung von großen Prädatoren und kleinen Planktonfressern. Durch solche Prozesse entstanden im Victoriasee Arten, die zwar nahe miteinander verwandt sind, sich aber auf unterschiedliche Lebensweisen spezialisiert haben und somit unterschiedliche ökologische Nischen besetzen.
Dies ist vergleichbar mit den Darwinfinken auf den Galápagos-Inseln: Aus einem gemeinsamen Vorfahren entstanden im Laufe der Zeit 18 verschiedene Arten, die unterschiedlich groß sind und deren Schnäbel unterschiedliche Formen haben. Entsprechend ernähren sich die Vögel mit kürzerem Schnabel eher von Insekten, die auf den beliebten Kaktuspflanzen leben, während Tiere mit langen Schnäbeln die Kaktusfrüchte durchbohren und so an das Fruchtfleisch herankommen können.