Hi heute ein Bericht über eine Futtekultur die ich etwas zurück gehalten habe, da ich nur wenige Ausgangstiere hatte und nicht sagen konnte ob es weiter in der Kultur klappt.
Der Knackpunkt für die erfolgreiche Kultur ist eine hohe Temperatur um die Tiere zur Vermehrung zu bekommen. Inspiriert durch einen Beitrag im DKG Journal habe ich mir über das Internet von einem Futterhändler neben Erbsenläuse einen Ansatz bestellt. Leider waren beim Erhalt die meisten Tiere vertrocknet. Die wenigen Tiere, die noch am Leben waren bezogen dann eine Haushaltsbox .
Klar war bekannt das sie zur Vermehrung eine Temperatur ab 31°C benötigen, ich stellte die Box direkt an das Fenster, so das den ganzen Tag die Sonne darauf scheinen kann und dadurch die Temperatur hoch gehen kann. Darunter ist die Heizung, die natürlich im Sommer ausgeschaltet ist. Leider kamen aber kaum neue Tiere dazu, aber die vorhandenen sind alle ausgewachsen und ich konnte sie am Leben erhalten, bis die Heizperiode wieder begann und jetzt sind viele Jungfischchen vorhanden.
Zuerst mal zum Ofenfischchen Thermobia domestica, PACKARD, 1873.
Die bis 13 mm großen Fischchen, die Männchen sind meist kleiner, gehören wie die nah verwandten Silberfischchen zu den Urinsekten. Die flügellosen Insekten sind stammesgeschichtlich alt, da Flügel erst viel später auftraten.
Die Fischchen sind gebändert und habe neben ihren Fühlern am Kopf auch drei am Hinterkörper, links und rechts außen zwei Cerci und in der Mitte ein Terminafilum und dienen zum erkennen von Feinden von hinten. Die Fühler am Kopf können bis zur doppelten Körperlänge lang werden. Weibchen haben noch einen Legestachel. Sie können im Laufe ihres Lebens etwa 200 Eier legen. Die Lebenserwartung liegt bei etwa eineinhalb Jahren.
Oben das Männchen unten das Weibchen.
Bei Temperaturen von 32 - 41 °C und hoher Luftfeuchtigkeit schlüpfen die kleinen nach etwa 12 - 13 Tagen. Nach elf bis zwölf Wochen sind sie in der Lage sich fortzupflanzen.
Ein junges Ofenfischchen.
Die Ofenfischen kommen natürlich nicht in Europa vor, da die Temperaturen es verhindern. Aber durch das verschleppen des Menschen in Bäckereien und Großküchen gibt es sie mittlerweile fast weltweit und gelten dort als Schädlinge. Ihr natürliches Vorkommen liegt in Vorderasien und Ägypten.
Die Kultur:
Da sie so gut wie nicht an glatten Wänden laufen können, kann man sie gut in großen Haushaltsboxen aus Plastik halten. Da sie alles an stärke- oder zellulosen Haltigen als Futter verwenden können, ist ihre Ernährung prinzipiell problemlos. Vor allem Stärke haltiges Futter wie vegetarische Flocken ( ob für den Hund oder Fisch), Haferflocken, Schrott verschiedener Getreidesorten sind geeignet.
Ich streu den Schrott und Haferflocken in einer dünnen Schicht auf den Boden der Box. Der sollte alle drei Monate erneuert werden, oder wenn es vorher bereits bei höherer Dichte der Population aufgefressen wurde eben früher. Trinken tun die Fischchen direkt nicht, sondern sie nehmen es über die hohe Luftfeuchtigkeit auf.
Die Box ist mit Klopapierrollen und Stücken von Eierkartons versehen, die die Fischchen wegen ihrer Zellulose sogar anknappern. Auch wichtig sind Wattebauschen die die Weibchen zur Eiablage nutzen. Ganz wichtig ist ein Glas oder Becher, mit Wasser gefüllt und dicht mit einen Stück Damenstrumpf verschlossen. Dieser wird in die Box gestellt und dient zum bilden der notwendigen Luftfeuchtigkeit. Die Box braucht Belüftungslöcher, damit sich kein Kondenswasser bildet. Aber nicht zu viele, sonst sinkt dieser zu stark ab, oder den Deckel nur einen Spalt auf lassen.
Wegen der notwendigen Temperatur werde ich mir auf Dauer wohl eine Terrarienheizmatte zulegen müssen, der nächste Sommer kommt bestimmt, oder einfach die paar Monate keine Tiere entnehmen, da sie ja wie bewiesen ohne Probleme über die Zeit kamen, sich halt nur nicht vermehrten.
Ob es sich bei mir auf Dauer als Futterquellle hält, wird die Zukunft zeigen. Da sie sich in der kalten Jahreszeit auf der Heizung vermehren, ist es natürlich eine tolle Ergänzung des Speiseplans. Was gegen sie spricht ist die geringe Vermehrungsrate. Ob es sich mit mehr Boxen, also mehr Ansätzen, besser lohnt, mal schauen. Aber ein gutes Futter für Hechtlinge und alle die sie runterschlingen können, sind sie allemal.
Hi Steffen, interessanter Bericht über eine wahrscheinlich eher unbekannte Tierart. Da ich als Kind zum Leidwesen meiner Eltern schon von Silberfischchen fasziniert war, habe ich mir auch schon ein, zwei Mal Ofenfische gekauft, einfach um sie zu beobachten und mich an ihnen zu erfreuen. Ich habe sie im Prinzip genauso gehalten wie Du es beschreibst, habe sie allerdings ausschliesslich mit Fisch Trockenfutter gefüttert, was sie sehr gerne mögen. Sie haben ewig lange gelebt, sich aber nicht erkennbar vermehrt, weil ich ihnen diese hohe Temperatur nicht bieten konnte. Ich hatte sie unter eine Neonröhre gestellt, aber selbst das war wohl nicht warm genug. Als Futter sind sie in der Tat einfach nicht ergiebig genug - höchstens mal als Snack zu besonderen Anlässen. Es gibt noch die sehr ähnlichen Felsenfischchen, die attraktiv gemustert sind und die man z.B. in Slowenien oder Kroatien findet. Über die findet man im Internet sogar ein paar Informationen, weil sich ein paar Spezialisten damit beschäftigen. Christian
ja sie sind einfach nett anzusehen, und wenn sie an Licht gewöhnt sind auch immer aktiv und kaum schreckhaft. Die Felsenfischchen klingen auch interessant, dürften aber auch hohe Temperaturen benötigen.
Silberfischchen habe ich schon ewig keine mehr gesehen, in der jetzigen Wohnung gibt es keine und in meiner letzten nur sehr selten.
...ja die Felsenfischchen sind auch sehr wärmeliebend. Silberfischchen sind selten geworden, das stimmt. Habe auch ewig keins gesehen. Gefährdete Tierart? Christian K.
Schätze die Kulturbedingungen sind sich ähnlich, vielleicht nicht ganz so warm. Aber die Wohnungen sind heute meist nicht mehr so feucht und warm. Damit haben sie es schwer. Ich habe sie auch nie als Schädlinge angesehen.
...ich glaube sie werden auch offiziell nur als "Lästlinge" angesehen, ähnlich wie Heimchen, die zwar freilaufend nervig, aber nicht wirklich schädlich sind. Christian K.
sehr interressante Futterkultur! Schade dass sie es so warm lieben. Da bleib ich lieber bei den Wasserasseln. (-: Die vermehren sich so hartnäckig, dass man sie eigentlich nicht Futterkultur nennen kann.