Hallo, heute möchte ich die Reihe mit meinen Futterkulturen weiterführen - es geht um Fruchtfliegen der Gattung Drosophila.
Eigentlich gehören sie in die Familien der Taufliegen und Frucht- oder Obstfliegen ist ein Vulgärname aus einer englischen Übersetzung. Es gibt Weltweit etwa 1400 Arten in verschiedenen Untergattungen. Es wird gerade an einer Revision der Gattung gearbeitet, so das die bekannte Drosophila melongaster aus der Untergattung Sophophora in den die Gattung Sophophora gestellt wird.
Die Fruchtfliegen sind eigentlich suptropische oder tropische Arten, die sich als Kulturfolger des Menschen in Europa ausgebreitet haben, und können sich bei uns in der Natur nicht halten. Nur in der Stadt haben sie in der Nähe des Menschen eine Überlebenschance.
Ich kultiviere zwei Arten - Drosophila melongaster - Drosophila hydei
Drosophila melongaster MEIGEN, 1830
Die Schwarzbäuchige Taufliege gehört zu den am besten erforschten Organismen der Welt. Bereits 1901 hat der Zoologe und Verhaltensforscher William Ernest Castle angefangen im Labor Forschungen an diesen kleinen Tieren durchzuführen. Nach ihm kamen Generationen von Wissenschaftlern die sich den Tieren annahmen. Aus diesem Grund wurden auch flugunfähige Stämme gezüchtet, die heute auch als Futtertiere zur Verfügung stehen.
Die Tiere werden bei den Weibchen etwa 2,5 mm groß, Männchen etwas kleiner. Der Lebenszyklos stellt sich wie folgt dar, ein Weibchen kann bis 400 Eier in seinem Leben legen. Aus den weislich-gelblichen Eiern schlüpfen bei Zimmertemperatur (etwa 25°C) nach 22 Stunden die kleinen Maden. Sie ernähren sich von im Futterbrei vorhandenen (aus der Vergährung des Futterbreies) Hefen und Bakterien. Auch Zucker der sich bildet dient als Nahrung. Nach weiteren 24 Stunden häuten die Maden sich das erste mal. Sie durchlaufen drei Larvenstadien. Das Puppenstadium dauert 4 Tage. Der Zyklus dauert 9 - 10 Tagen, dann schlüpfen die Fliegen. Die Maden schlüpfen mit 0,5 mm und wachsen bis kurz vor dem verpuppen auf 2,5 mm heran. Sie erreichen ein Alter von etwa 4 Wochen.
Drosophila hydei STURTEVANT, 1921
Bei diesen Taufliegen sind die Tiere größer und erreichen eine Größe von 3 - 4 mm und sind fast schwarz. Beiden sind die roten Augen zu eigen. Bei ihnen dauert die Generationsfolge etwa 3 Wochen und auch der Ertrag ist geringer als bei melongaster. Dafür leben sie fast doppelt zu lange.
Auch ein Unterschied ist, das man bei hydei mindestens 30 - 40 Fliegen für einen erfolgreichen neuen Ansatz braucht, da es sonst passieren kann, das sie sich nicht paaren. Bei melongaster gibt es das nicht., sollte aber auch dort mindestens 20 Tiere einsetzen, damit bei beiden genügend Weibchen dabei sind und zum Start viele Maden da sind, da damit das Risiko sich von bildenden Schimmel kleiner ist. Anscheinend geben die Maden Pilzhemmende Stoffe über ihre Ausscheidungen ab.
Von den verschiedenen Arten im Labor, gibt es mittlerweile verschieden Züchtungen, von verschiedenen Augenfarben, Körperfarben, Borsten auf dem Körper, mit Flügel oder deformierten, reduzierten, noch komplett aber trotzdem flugunfähig. Die Flügellosen schauen fast wie Ameisen aus.
Die Kultur:
Als erstes, zum Ansätze machen, sollte immer alles vorbereitet sein, da sie zwar flugunfähig sind aber dennoch flink zu Fuß und hüpfen können.
1. Das Kultur Gefäß
Man kann alles verwenden was Lichtdurchlässig ist und gut verschließbar. Auch die Öffnung des Gefäses sollte so groß sein wie die Bodenfläche, damit genug Luft in den Ansatz kommt. Man kann Gläser von Lebensmittel verwenden, wie Gurken Gläser oder ich verwende auch Platikgefäse in denen man frisch geschälte Ananas kauft.
2. Der Verschlus
Zum verschließen kann man zugeschnittene Teile von Strumpfhosen aus Nylon oder Vlies. Wichtig ist das er Luftdurchlässig ist, aber engmaschig, damit keine flugfähigen Fruchtfliegen in die Ansätze gelangen, da sie sich mit den flugunfähigen paaren und das Gen rezessiv ist, und somit die Nachkommen wieder fliegen. Sie werden dicht um das Gefäß mit Haushaltsgummis fixiert oder bei den Ananasbechern der Pastikdeckel aufgesetzt. Bei diesem wird zuvor mit einem Teppichmesser oder Kartonmesser ein großes Loch ausgeschnitten, aber auf die Finger aufpassen.
3. Der Futterbrei
Es gibt viele Rezepte, aber ich wollte es einfach, deswegen verwende ich Apfelmus mit Haferflocken. Da muss man nichts kochen und die Rezeptur ist simpel.
Wichtig ist das der Brei nicht zu flüssig wird, das die Fliegen nicht ertrinken oder fest kleben. Ich verrühre den Apfelmus mit den Haferflocken und füge ein paar Spritzer Essig zu, bis ein fester Brei entsteht, der am Löffel klebt. Der Essig soll einer Verpilzung vorbeugen.
Er wird etwa 2 cm hoch in das Gefäß eingefüllt und gleichmäßig verstrichen.
4. Kletterhilfe
Damit die Fliegen sich verteilen können und Ruheplätze haben, sollte man Kokosfasern oder Holzwolle locker in das Zuchtgefäs einfügen. Darauf paaren sich die Fliegen und sie verbringen ihr Leben darauf. Nur zum fressen kommen sie auf den Futterbrei, oder ihre Eier legen.
Jetzt werden die Fliegen in ausreichender Zahl dazu gegeben. Man öffnet den Behälter und hält ihn über den frischen und klopft leicht dagegen bis genügend Fliegen herunter falllen. Jetzt mus man schnell sein und die Behälter zügig verschließen. Darum ist es wichtig alles griffbereit zu haben.
Jetzt werden die Ansätze in ein Regal bei Zimmertemperatur gestellt, bis man Fliegen ernten kann. Man sollte immer in Abständen neue Ansätze haben, damit regelmäßig Fruchtfliegen zum verfüttern zur Verfügung stehen.
Geerntet wird indem man das Gefäß vor dem öffenen klopft, bis die Fliegen unten sind. Dann wird eine Fischtüte über die Öffnung gestülpt und Fliegen rausgeklopft, soviel man zum verfüttern braucht. Die Tüte wird mit einem Gummi verschlossen und für 5 - 10 Minuten in die Tiefkühltruhe gelegt. Jetzt sind die Fliegen starr und können leichter verfüttert werden. Einfach auf die Oberfläche streuen und sie fangen wieder zum zappeln an und die Fische holen sie sich. Es sollten aber keine Schwimmpflanzen über der Wasseroberfläche vorhanden sein, sonst retten sich die Fliegen.
Hier mal ein Größenvergleich, links Drosophila hydei, rechts melongaster.